Warum muss ein Turnhallenboden regelmässig versiegelt werden?

Die Ansprüche an die Oberfläche eines Turnhallenbodens sind hoch. Ökologische, hygienische, ästhetische, vor allem aber sportfunktionelle und sportmedizinische Ueberlegungen spielen eine Rolle. Und natürlich auch finanzielle Ueberlegungen. Der Sporthallenboden muss eine sinnvolle sportliche Betätigung ermöglichen, und er muss vor Verletzungen und Beschwerden schützen.

Der Turnhallenboden muss dazu beitragen, die Gelenke, Sehnen und Knochen der Turnenden möglichst nicht übermässiger Belastung auszusetzen, – auch bei Stürzen. Die Unfall- und Verletzungsgefahr soll auf ein Minimum reduziert werden. Dafür verantwortlich sind im Wesentlichen die Härte, das Gleitverhalten und die Ebenheit der Oberfläche.

Man unterscheidet in der Schweiz zwischen diversen Turnhallenboden-Typen. Es sind im Wesentlichen folgende: Polyurethanböden (PU), Korklinolböden, PVC-Böden, dazu gehört die Untergruppe der Taraflexbeläge (gespannter PVC-Belag), Linolböden und Holzböden.
Alle haben sie eines gemeinsam, sie sind mit einer oberflächlichen transparenten oder eingefärbten Versieglung beschichtet. Diese Versiegelungen entscheiden wesentlich über die Qualität des Gleitverhaltens und die Ebenheit der Oberfläche.

Kaum ein anderer Bauteil in der Schweiz wird derart stark belastet wie ein Turnhallenboden. Bereits früh am Morgen strömen die ersten Schulklassen in die Halle. Den ganzen Tag über, oft auch über Mittag, sind Schüler und Lehrer am Turnen. Ab 18 Uhr ist der Vereinssport angesagt. Oftmals bis 22 Uhr und vielfach sogar in 2 Etappen. In vielen Sporthallen finden am Samstag und am Sonntag sportliche Turniere und Wettkämpfe statt. Nicht zu vergessen sind die Sondernutzungen in Turnhallen, wie zum Beispiel Gewerbepräsentationen und andere Ausstellungen. Oft findet der Hauswart kaum Zeit, den Turnhallenboden seriös zu reinigen und zu pflegen.

Es ist einleuchtend, dass durch diese starke Nutzung die Turnhallenboden-Versiegelung im Verlaufe der Jahre oberflächlich kontinuierlich abgenutzt wird. Normalerweise in den mittleren Bereichen einer Turnhalle eher stärker als in den Randbereichen. Die oben erwähnten Oberflächeneigenschaften verändern sich, insbesondere beim Gleitverhalten ist es so. Meistens wird die Bodenoberfläche stumpfer, die Turnenden bleiben stärker „hängen“ am Untergrund. Es ist aber durchaus möglich, dass der Boden rutschiger wird. Dies hängt stark von der Art und Weise der Reinigung ab und von der Qualität der eingesetzten Reinigungsprodukte.

Neu applizierte Versiegelungen sind so eingestellt, dass sie die geforderten Gleitwerte erfüllen. Die DIN-Norm 18032-2 besagt, dass die sog. Gleitreibungsbeiwerte zwischen 0.4 und 0.6 betragen sollten. Mit einem einfachen auf den Boden aufgesetzten Gerät kann man diese Werte eruieren und messen.

Wie erwähnt verändern sich durch die immense Beanspruchung der Bodenoberfläche diese Werte. Sie fallen unter oder über die Normgrenze. Das heisst, dass die Bodenoberflächen der Turnhallen zu stumpf oder zu rutschig werden. Dies wiederum bedeutet, dass insbesondere die Drehbewegungen der Sportler und Sportlerinnen behindert werden oder umgekehrt ein unkontrolliertes Ausrutschen möglich wird. So oder so werden Sehnen und Muskeln der Benutzer nicht mehr (optimal) geschont. Verletzungen können als Folge des abgenutzten Bodens mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten.

Was ist also zu tun?

Idealerweise ergibt sich durch eine Neuversiegelung wieder das Erreichen der geforderten Gleitwerte mit den erwähnten Vorteilen in Bezug auf die sportmedizinischen Ueberlegungen. – Uebrigens ebenso in Bezug auf die hygienischen und ästhetischen Gesichtspunkte! Die Erfahrung zeigt, dass es Sinn macht, eine Dauerversiegelung alle 8-12 Jahre zu erneuern. Dieser Zeitfaktor hängt mit der Intensität der Nutzung, der Pflege des Bodens und natürlich der dauernden täglichen Schonung des Turnhallenbodens zusammen. Wo es ein Hauswart zusammen mit den Behörden schafft, dass die Turnenden ausschliesslich Hallenschuhe tragen, dass sie nicht die gleichen Turnschuhe verwenden, die sie draussen benutzen, dass keine färbenden Sohlen verwendet werden, wird der Renovationsintervall hinausgeschoben. Das gleiche gilt für die regelmässige und zweckmässige tägliche, wöchentliche und jährliche Reinigung und Pflege des Bodens. Dort wo Staub, kleine Steinchen und Schmutz sofort entfernt werden, können diese Partikel keine Schäden und übermässige Abnutzung verursachen!

Die Neuversiegelung eines Turnhallenbodens kostet zusammen mit allen notwendigen Vorarbeiten für eine Normturnhalle (12 x 24m) zwischen Fr. 5‘000.- und Fr. 10‘000.-. Dies macht pro Jahr die durchschnittliche Summe von Fr. 750.-, oder pro Tag ca. Fr. 2.-. Dies bei einer Dutzendschaft oder Hundertschaft von täglich Sport treibenden Schülern und Erwachsenen.

So gesehen darf es eigentlich keine finanzielle Frage sein. Es geht eher um die Frage, welchen Stellenwert ein längerfristiges unfallfreies, gelenk- und sehnenschonendes Turnen bei den verantwortlichen Behörden, Schulleitungen, Turnlehrern und Hauswarten einnimmt.