Risse im Turnhallenboden

Es gibt unzählige Typen und ebenso unzählige Sanierungsmöglichkeiten von Rissen, die in den verschiedenen Turnhallenboden-Systemen auftreten können. Einige Risse sind harmlos, andere sollte man jedoch nicht unterschätzen. Welche Bedeutung haben diese Risse und wie saniert man sie?

Untenstehend eine Gegenüberstellung von Oberbelagsmaterialien der gebräuchlichsten in der Schweiz eingebauten Indoor-Sport- und Turnhallenböden.

  • Polyurethan (PUR): Fugenlos eingegossen und oberflächlich in einem Standard-Farbton dauerversiegelt.
  • Linoleum und Korklinoleum: In diversen Farben in Rollen lieferbar, auf den Boden aufgeklebt, die Stösse ausgefugt, in der Regel transparent dauerversiegelt.
  • Taraflexbelag: Weich-PVC-Material, in diversen Farben lieferbar. Der etwas über ein Millimeter dicke Oberbelag wird nicht aufgeklebt, sondern mittels Agraffen seitlich in die Boden-/Wandecken gespannt. Der Belag liegt lose auf der Unterkonstruktion (Korkschicht) auf.

Es ist anzunehmen, dass diese 3-4 Oberbelagsarten in der Schweiz über 90% aller bestehenden Turnhallenboden-Materialien ausmachen. Weitere eher unbedeutende Gruppen bilden die PVC-, Holz- und Gummibeläge. Dort wo heutzutage neue Belagssysteme in Turnhallen eingebaut werden, dürften es mindestens zu zwei Dritteln Polyurethanbeläge sein.

Polyurethanoberflächen zeichnen sich aus durch hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze (Zigaretten), mechanischen Einwirkungen (Schlägen) und chemischen Substanzen (Reinigungsmittel, Lösungsmittel, Alkalien, Getränke, Coca-Cola, Säuren) aus. Diese Beläge werden fugenlos eingegossen. Somit besteht keine Gefahr, dass sich bei den Fugen Schmutz ansetzen kann.

Linoleumoberflächen mitsamt den Spielfeldmarkierungen werden vor Vorteil mit einer transparenten Dauerversiegelung beschichtet. Deren Stopp- und Gleitfähigkeit soll so eingestellt sein, dass sie zum Schutz der Gelenke, Muskeln und Sehnen der Turnenden dient. Von Vorteil werden keine Acryl- bzw. Selbstglanzbeschichtungen gewählt, sondern Dauerversiegelungen. Die Bahnen sind deutlich sichtbar durch die zwischen den Bahnen ausgefugten Stossbereiche. Bei gewissen Reinigungssubstanzen ist Vorsicht walten zu lassen, damit die natürlichen Produkte im Linoleum nicht angegriffen werden.

Taraflexbeläge sind in wenigen Standardfarbtönen erhältlich. Die einzelnen Bahnen sind sichtbar und werden im Werk und/oder vor Ort zu einer einzigen Fläche zusammen-geschweisst. Ohne dauerhaften Versiegelungsschutz der Oberfläche (und der Spielfeldmarkierungen) verschmutzen die Oberflächen schnell (Schuhsohlenstriemen). Die etwas über eine Millimeter dicke Weich-PVC-Oberfläche neigt zum Altern und zum Verspröden. Insbesondere durch das Entweichen von Weichmachern, was auch zu Spannungen durch Volumenverlust führen kann.

Rissbildungen in den diversen Belägen

Die grundsätzliche Gefährlichkeit von Rissen liegt im Umstand, dass Wasser eindringen kann, und dass dieses Wasser im Verlaufe der Zeit die unter der Deckschicht liegenden Unter- und Zwischen-Schichten durchfeuchten und vermodern lassen kann. Es sind nicht zwingend die grossen und sichtbaren Risse die gefährlichsten. Durch die Kapillarwirkung können auch sehr feine Risse fast unbemerkt Wasser „einsaugen“.
Risse entstehen auch durch mechanische Einwirkungen, durch fallen gelassene Gegenstände oder durch örtliches Stehen von schweren Lasten (überladene Mattenwagen) usw. Viele Risse sind anfänglich fast unsichtbar und vergrössern sich im Verlaufe der Zeit.

Wenn ein oder zwei Jahre nach dem Einbau eines neuen Polyurethanbelages feine Risse in der Oberfläche entstehen, so deutet dies auf eine zu dünne PUR-Einbauschicht hin. Wenn solche Risse erst nach 15 oder mehr Jahren entstehen, liegt der Ursache des Schadens oft in der Kombination zwischen dem erwähnten Umstand, der jahrelangen Belastung des Bodens und dessen Alterung.
Sind nur einige Risse in der gesamten PUR-Bodenfläche feststellbar, dann kann man diese tief und breit ausschneiden und bis in die ausgeschnittene Tiefe mit einem dauerelastischem 2-Komp.-Spachtel 1-2 mal ausspachteln. Anschliessend kann 1-2 mal örtlich und fachmännisch die defekte Oberflächenversiegelung nachgestrichen werden.
Sind auf dem Turnhallenboden jedoch dutzende oder gar hunderte dieser Risse feststellbar, so kann man diese nicht mehr örtlich ausflicken. Auch ist in solchen Situationen die Gefahr gross, dass sich bereits Monate nach der Sanierung weitere Risse bilden. In solchen Fällen ist es kaum vermeidbar, über eine Neubeschichtung nachzudenken, die alle oberflächlichen Unregelmässigkeiten überdeckt.

Bei Linoleum- und Korklinoleumbelägen gelten bezüglich Rissbildung die gleichen Ursachen wie bei den PUR-Belägen. Auch die Sanierungsmöglichkeiten von oberflächlichen Rissen oder sonstigen Beschädigungen sind absolut vergleichbar. Zusätzlich kann man oft auch das „Reissen“, „Aufstehen“ und „Ausbrechen“ der einzelnen Fugen zwischen den Bahnen beobachten. Die Ursache kann in der falschen Wahl des Fugenmaterials liegen, bei der unfachmännischen Verlegung der Bahnen und/oder des Ausfugens, gekoppelt mit der Alterung aller involvierten Materialien.
Oftmals werden solche Fugen über Jahre geflickt und repariert, – ohne befriedigendes Ergebnis. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird es unumgänglich, die gesamten Fugen bis in eine Tiefe von mindestens 6 mm herauszufräsen. Gute Erfahrungen macht man mit dem Auffüllen der offenen Fugen mittels einer eingefärbten und dauerelastischen 2-Komp.-Spachtel-Masse, die bis in die Tiefe eingearbeitet werden muss. Dabei ist zu beachten, dass die Ränder der Bahnen gut auf dem Untergrund haften.

Die Taraflexbeläge dürfen wohl als eine aussterbende Spezies im schweizerischen Turnhallenbodenbau bezeichnet werden. Sie werden nach und nach ersetzt. Noch immer aber dürften etwa 1‘000 solche Böden in schweizerischen Turnhallen ihre Funktion ausüben. Viele davon sind 30, 40 und mehr Jahre alt. Sie sind bei Turnlehrern gar nicht unbeliebt wegen ihrer Weichheit und Wärme. Bezüglich Rissbildung gelten die gleichen Grund-Ursachen wie bei allen anderen Belägen
Durch die Tatsache, dass die Taraflexbeläge nicht aufgeklebt, sondern über den ganzen Boden gespannt sind, bewegen sie sich. Entsprechend ist es ausserordentlich wichtig, dass die transparente Versiegelung, die die Oberfläche schützt, ebenso elastisch ist und die Bewegungen mitmacht.
Jeder Fachmann weiss, dass aus Weich-PVC-Materialien im Verlaufe der Jahre Weich-macher entweichen und sie dadurch verspröden. Die Art der Oberflächenreinigung, die Wahl der Reinigungsmittel, die Sonnenbestrahlung sind wesentliche Stimulationsfaktoren. Oftmals erkennt man deutlich, dass auf der sonnenbeschienenen Hälfte eines Taraflexbelages ein Mehrfaches an Rissen entstanden ist. Anfänglich sind es oft fast unsichtbare Haarrisse, die sich nach Wochen und Monaten durch die Spannung der PVC-Deckschicht öffnen. Auch die Schweissnähte der Bahnen können sich lösen, wiederum durch die Alterung der Materialien und/oder eine unsachgemässe frühere Verschweissung.
Risse im Taraflexbelag sind relativ einfach zu verschweissen. Man benötigt dazu ein Schweissgerät, das die richtige Temperatur liefert, und idealerweise den farblich abgestimmten Original-Schweissdraht. Vorgängig ist örtlich die transparente Versiegelung zu entfernen, damit sie beim Schweissprozess nicht verkohlt.

Fazit

Risse an der Oberfläche eines Turnhallenbodenbelages beeinflussen die Ästhetik negativ. Wie auch bei anderen Beschädigungen (Kratzer, Löcher) besteht die Gefahr, dass insbesondere Kinder an den Rissrändern des Belagsmaterials herumkratzen und so den Schaden vergrössern. Eine beschädigte Oberfläche ist schwerer zu reinigen und pflegen.

Die ganz grosse und oft unterschätzte Gefahr ist jedoch die Eindringmöglichkeit von Wasser. Viele Turnhallenböden werden durch die Hauswartung täglich oder wöchentlich mit der Einscheibenmaschine oder mit dem Reinigungsautomat (Scheuersaugmaschine) gereinigt.

Es lässt sich absolut nicht vermeiden, dass Wasser in diese Risse eindringt, das im Verlaufe der Zeit im Untergrund Schaden anrichtet. Es macht Sinn, die Risse im Auge zu behalten und sie, bevor es zu spät ist, einer Sanierung zuzuführen. Mittel- und langfristig schont man auf diese Weise die Nerven aller Nutzer und das Budget der Gemeinde.