Turnhallenboden, – versiegeln ist nicht gleich versiegeln

Was ist der Sinn und Zweck einer Sporthallenboden-Versiegelung? Wie verhält es sich mit den unterschiedlichen Typen von Turnhallenboden-Systemen, die auf dem Schweizer Markt anzutreffen sind?

Früher haben die Hauswarte ihre Turnhallenböden jährlich, oft in den Sommerferien, mit sogenannten Selbstglanzprodukten, wachsartigen Dispersionsprodukten, beschichtet, bzw. eingestrichen. Vorher mussten die letztjährigen Beschichtungen in mühsamer und fast tagelanger Arbeit entfernt werden. Dies galt praktisch für alle damals erhältlichen Turnhallenboden-Systeme.

Vor weit über 20 Jahren kamen die transparenten Dauerversiegelungen auf. Diese ersetzten nach und nach die oben erwähnten Selbstglanzprodukte. Ihre Lebensdauer beträgt gut und gerne 10 und mehr Jahre, je nach Intensität der Turnhallenboden-Nutzung. Die kostenintensive und unökologische Reinigungs- und Versiegelungsarbeit mit den erwähnten Dispersionsprodukten entfiel in den Turnhallen landauf und landab so nach und nach.

Diese transparenten Dauerversiegelungen sind werkseitig so eingestellt, dass sie die Sehnen, Muskeln und Gelenke der Turnenden optimal schonen, und weder zu rutschig noch zu stumpf sind. Die DIN-Norm 18032-2 fordert, dass die sog. Gleitreibungsbeiwerte zwischen 0.4 und 0.6 liegen sollten.

Die transparenten Versiegelungen haben weiter die Aufgabe, die darunter liegenden Schichten zu schützen. Damit soll gewährleistet werden, dass die Lebensdauer des gesamten Turnhallenbodens verlängert wird. Auch die unter der Versiegelung liegenden Spielfeldmarkierungen sind bei dieser Art der Versiegelung deutlich besser geschützt und nutzen sich weniger ab.

Vor weit über 30 Jahren kamen die Polyurethan-Systeme auf. Diese PU-Sporthallenböden werden als oberste ca. 3mm dicke Schicht fugenlos eingegossen. Sie werden abschliessend mit einer eingefärbten PU-Versiegelung versehen, die wie bei den transparenten Versiegelungen die Funktion des Oberflächenschutzes übernimmt. Ganz zum Schluss und ganz zuoberst wird die Spielfeldmarkierung appliziert. Die Farbauswahl dieser eingefärbten Versiegelungen ist sehr gross und unterliegt Modeschwankungen.
Auch diese eingefärbten Versiegelungen erfüllen standardmässig die DIN Norm 18032-2 und helfen mit, die Verletzungsgefahr für die Turnenden zu reduzieren.

Alle Versiegelungen unterliegen einer enormen Belastung. Oftmals von morgens ab 8 Uhr bis spätabends um 23 Uhr werden sie von Schülerinnen und Schülern und von Vereinsangehörigen strapaziert. Nicht selten auch an den Wochenenden, an denen Turniere ausgetragen werden.

Leider turnen viele Sportler in falschen Schuhen, miit Joggingschuhen und abfärbenden Sohlen anstatt mit Hallenschuhen. Oder mit Schuhen, die die Sportler auch den restlichen Tag tragen, mit Staub, Schmutz und Steinchen im Profil, die Kratzer in die Versiegelung treiben. Schweiss gelangt auf die Versiegelung, Getränke (Alkohol, Säuren) und dann und wann sogar Blut. Und vergessen wir nicht die Belastungen, die entstehen, wenn der örtliche Gewerbeverein oder der Kaninchenzüchterverein seine Ausstellung in der Turnhalle durchführt. In vielen Gemeinden tagt sogar die Gemeindeversammlung in der Turnhalle, die man in solchen Fällen Mehrzweckhalle nennt.
Alle diese Beanspruchungen müssen alle Arten von Dauerversiegelungen in Turnhallen aushalten. Und ebenso das Entfernen aller Verunreinigungen durch den Hauswart mit der Maschine, dem Automaten, ausgestattet mit Schleifpads. Oft werden zudem Pflegeprodukte verwendet, die mit ihrem alkalischen oder basischen Charakter aggressiv auf die Versiegelung einwirken, oder die gar Anteile von Lösungsmitteln enthalten.

Es ist logisch, dass sowohl die transparenten wie auch die eingefärbten Dauerversiegelungen im Verlaufe der Zeit abgenutzt werden. Durch diese natürliche Abnutzung verändern sich die Oberflächeneigenschaften. Einige Oberflächen werden rutschiger, andere stumpfer. In beiden Fällen entfernen sich die Eigenschaften von den vorgegebenen Normen. Dazu trägt auch der Typ des Reinigungsmittels sowie die Art und Weise der Reinigung bei. Es gilt der Grundsatz, dass sog. schichtbildende Reinigungsmittel eher zu Rutschigkeit führen.

Im Durchschnitt nach 8-12 Jahren ist wieder eine Neuversiegelung fällig. Wird in einer Turnhalle bewusst darauf geachtet, dass nur Hallenschuhe getragen werden, dass das Verbot des Essens und Trinkens konsequent umgesetzt wird, dass die Turngeräte sorgsam und unter Aufsicht herumgetragen werden, dass bei grösseren oder belastenden Nutzungen der Boden abgedeckt wird, kann der Renovationszyklus und die Lebensdauer des Bodens deutlich verlängert werden.

Grundsätzlich haben sich heute die beschriebenen Dauerversiegelungen durchgesetzt. Nur noch selten werden die Turnhallenböden jährlich mit Selbstglanz-Dispersionsprodukten „versiegelt“. Bei korrekter Berechnung und unter Einbezug aller Kosten (auch des Lohnes des Hauswarts) sind die Dauerversiegelungen deutlich preisgünstiger.

Stellt sich zu guter Letzt die Frage, ob man einen Turnhallenboden auch unversiegelt benutzen kann. Die Antwort lautet Ja, – wenn man bereit ist, die Konsequenzen zu tragen!

Zum einen werden unversiegelte Böden, insbesondere die PVC- und Korklinolbeläge, sehr schnell sehr verschmutzt aussehen. Die Schuhsohlenstriemen brennen sich in den ungeschützten Untergrund hinein und sind nur sehr schwer zu entfernen. Der Hauswart hat fast keine Chance, die Böden ansehnlich hinzukriegen, und die Reklamationen werden sich häufen. Man bekommt schnell den Eindruck, dass der Boden unhygienisch und schmutzig ist.
Zum anderen fehlt die Schicht, die die muskel- sehnen- und gelenkschonenden Eigenschaften ausmachen. Dies kann man gegenüber Turnenden (Kindern) schlichtweg nicht verantworten.

Somit gilt der Grundsatz: Versiegelung JA, Versiegelung schonen, Versiegelung richtig pflegen.